Zwischen Leistung und Grenze – eine leise Botschaft

Am 28. Juli habe ich bei der Kölner Golfwoche eine komplette 18-Loch-Golfrunde gespielt – sechs Stunden unterwegs, bei bestem Golf-Wetter, mit Cart. Das erste Mal seit sechs Jahren. Für viele ist Golf ein Spaziergang mit Schlägern. Für mich ist es ein ernst zu nehmender sportlicher Einsatz. Ich spiele ohne Prothese, also einseitig, und jeder Schlag, jede Rotation, jede Bewegung ist eine komplexe Gesamtkoordination.

Was mein Körper danach getan hat, war deutlich spürbar – und lehrreich.

6 Stunden Golf – und mein Herz mittendrin

Ich trage beim Training und Golf meine Smartwatch – nicht als Kontrolle, sondern als Sensor für Zusammenhänge.

An diesem Tag hat sie Folgendes aufgezeichnet:

  • Durchschnittspuls: 123 bpm
  • Über zwei Stunden lang in Zone 2 (125–134 bpm)
  • Mehr als 30 Minuten in Zone 3 (135–144 bpm)
  • Kurze Spitzen bis 149 bpm
  • Kalorienverbrauch: 2.127 kcal

Das ist nicht der Stoff von Wellness. Das ist eine solide Ausdauerbelastung – vor allem für einen Körper, der seit einer Hemipelvektomie ohne rechte Beckenseite lebt.

Der Blutdruck am Tag danach – eine klare Antwort

Am Dienstagabend – rund 30 Stunden später – zeigte das Blutdruckmessgerät 132/91.
Am Mittwoch: 130/89.
Am Donnerstag: 126/83.
Diese Entwicklung ist klar: Mein Körper hat gearbeitet. Der Blutdruck war vorübergehend erhöht, hat sich aber innerhalb von 48 Stunden normalisiert.

Was ich daraus mitnehme

Früher hätte ich bei solchen Werten gezweifelt: Ist das ein Problem? Muss ich mir Sorgen machen? Heute weiß ich:

Das ist mein Körper in Aktion. Und in Regulation.

Was andere für Entspannung halten, ist für mich ein präzises Zusammenspiel von Rumpfstabilität, Gleichgewicht, Atmung und Fokus. Ich bewege mich beim Golf – auch mit Cart – auf einem Niveau, das für mein System durchaus vergleichbar ist mit einem strukturierten Ausdauertraining.

Warum ich das aufzeichne – und was ich daraus gewinne

Ich dokumentiere nicht, um zu „optimieren“. Ich dokumentiere, um zu verstehen:

  • Wann erholt sich mein Puls?
  • Wie lange braucht mein Blutdruck, um zurückzukehren?
  • Welche Belastung bringt welchen Effekt?

Das gibt mir Sicherheit – nicht durch Kontrolle, sondern durch Erkenntnis.

Mein Fazit: Belastung ist okay – solange ich sie verstehe

Ich bin 61. Ich bin beinamputiert nach Hemipelvektomie. Und ich bin aktiv. Sehr aktiv. Nicht, weil ich es muss. Sondern weil ich kann. Und weil ich gelernt habe, auf die Sprache meines Körpers zu hören.

Der erhöhte Blutdruck nach der Golfrunde war kein Warnsignal. Er war eine Antwort auf Aktivität – und eine Einladung zur Regeneration. Und genau das habe ich ihm gegeben.

Für alle, die’s genauer wissen wollen:

  • Blutdruck kann nach intensiver Belastung bis zu 48 Stunden erhöht bleiben – das ist physiologisch.
  • Auch mit Cart bleibt Golf bei entsprechender Dauer eine relevante Ausdauerbelastung – besonders ohne Prothese.
  • Die Kombination aus regelmäßiger Bewegung, bewusster Erholung und Datenreflexion hilft, langfristig gesund aktiv zu bleiben.

Wie reagierst du auf körperliche Aktivität? Hörst du auf dein System – oder kämpfst du dagegen an? Ich freue mich über Austausch – weil wir voneinander lernen können, wie man mit einem besonderen Körper auch besonders gut lebt.

Mach’s gut, bleib dran und vor allem: bleib in Bewegung.
Dein Thomas

 

Dr. Thomas Frey
Peer-Coach, Berater & Experte für Leben nach Amputation
Autor des Blogs „Frey bloggt“ · thomas-a-frey.de

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