Warum unsere innere Bremse manchmal wichtiger ist als das Gaspedal

Kennst du das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen? Als würde der Körper nie richtig runterfahren – selbst in der Ruhe? Ich kenne das. Und viele andere auch. Manchmal denken wir, wir müssten nur mehr leisten, härter trainieren, noch disziplinierter sein. Dabei liegt die Kraft oft genau im Gegenteil: im Loslassen. Ich will dir heute von zwei unsichtbaren Kräften erzählen, die täglich unser Leben lenken. Und darüber, wie du sie ins Gleichgewicht bringst – und damit vielleicht etwas wiederfindest, das dir längst verloren schien: Regeneration. Ruhe. Und echte Kraft von innen.

Sympathikus vs. Parasympathikus – die unsichtbaren Gegenspieler

Unser autonomes Nervensystem besteht aus zwei Hauptakteuren: dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Denk an sie wie an Gas und Bremse in deinem Auto. Der Sympathikus treibt dich an – er macht dich wach, reaktionsschnell, leistungsbereit. Der Parasympathikus hingegen bringt dich runter – er hilft dir zu entspannen, zu verdauen, zu heilen. In einem gesunden Alltag wechseln sich diese beiden Systeme ab. Der Körper beschleunigt, wenn es sein muss. Und er bremst wieder ab, wenn es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen.

Aber was passiert, wenn wir ständig auf dem Gaspedal stehen?

Wenn das Bremssystem aus der Spur gerät

Seit meiner Hemipelvektomie im Jahr 1985 – einer radikalen Operation, bei der mir das rechte Bein samt Beckenanteil entfernt wurde – lebe ich in einem Körper, der täglich neu ausbalanciert werden will. Ich bin dieser Mensch, der überlebt hat, obwohl mein Hämoglobin damals bei 1,4 g/dl lag – ein Wert, bei dem andere längst bewusstlos wären oder nicht mehr leben.

Was mir bleibt, ist ein Körper mit Geschichte. Und ein vegetatives Nervensystem, das auf alles reagiert: auf Belastung, auf Bewegung, auf Aderlässe – denn ich lebe auch mit Hämochromatose, einer Eisenspeicherkrankheit, die regelmäßige Eingriffe erfordert. Und dann ist da noch dieser alte, ständige Begleiter: der Phantomschmerz. Manchmal kaum spürbar – ein 1 oder 2 auf der Skala. Manchmal heftig – 4-mal im Jahr schießt er hoch bis auf 6. Ich lebe damit seit fast 40 Jahren.

Was ich erst mit der Zeit verstanden habe: Auch Schmerz beeinflusst das vegetative Nervensystem. Er hält den Körper in Anspannung. Selbst wenn er „nur“ unterschwellig da ist, wirkt er im Hintergrund wie ein leiser Alarmsensor. Der Sympathikus bleibt aktiviert, die innere Bremse – der Parasympathikus – hat es schwer, dagegen anzukommen. Und genau deshalb ist es so wichtig, bewusst gegenzusteuern.

Der Schlüssel: Aktiv die Ruhe suchen

Was mir hilft, ist Bewegung – aber nicht jede. Es geht nicht ums Durchpowern, sondern ums Durchatmen. Ich habe Yoga für mich entdeckt. Oder genauer gesagt: Gyrotonic – ein Bewegungssystem, das mir hilft, in den Fluss zu kommen. Nicht zu kämpfen. Sondern mich führen zu lassen. Fließende Bewegungen, ruhige Atmung, klare innere Ausrichtung. All das aktiviert unseren Parasympathikus – die „innere Bremse“, die unser System beruhigt, heilt und stärkt. Und genau das brauchen wir, um nach den Stürmen unseres Lebens wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Meine Botschaft an dich

Ich schreibe das hier nicht als Theoretiker. Ich schreibe es als jemand, der weiß, wie es sich anfühlt, um das eigene Leben zu kämpfen, körperlich wie seelisch. Und ich habe gelernt: Gesundheit entsteht nicht durch Härte. Sie entsteht durch Balance. Der Parasympathikus ist kein Luxus. Er ist deine Lebensversicherung. Er ist die Kraft, die dich nicht nur am Leben hält – sondern dich zurück zu dir selbst bringt.

👉 Lerne, auf dein inneres Bremssystem zu hören. Es ist kein Zeichen von Schwäche – es ist ein Zeichen von Selbstachtung.

Mach den ersten Schritt

Vielleicht probierst du heute Abend einfach mal etwas anderes. Eine Atemübung. Eine ruhige Bewegungseinheit. Eine Stunde ohne Bildschirm. Und vielleicht spürst du schon morgen, wie dein System leise aufatmet. Ich bin auf diesem Weg. Ich gehe ihn mit einer Geschichte im Körper, aber mit der Entschlossenheit, das Beste daraus zu machen. Und du?

Bleib in Bewegung – auch in der Ruhe.
Dein Thomas

 

PS: Lust auf Gyrotonic?

Wenn du spüren willst, wie Bewegung auch beruhigen kann, lade ich dich ein, eine Gyrotonic-inspirierte Einheit auszuprobieren. Ob in einem Studio bei dir vor Ort oder als sanfte Inspiration zu Hause – die fließenden, spiralförmigen Bewegungen wirken wie ein Reset-Knopf für dein Nervensystem.

👉 Probier es aus – nicht, um besser zu werden, sondern um bei dir anzukommen.

Gyrotonic-inspirierte Mini-Session (10 Minuten)

Vorbereitung (1 Minute)

  • Setz dich aufrecht auf einen Stuhl, Füße flach auf dem Boden.
  • Schließe kurz die Augen, atme tief ein und lang aus.
  • Stell dir vor, deine Wirbelsäule ist ein *beweglicher Fluss*, kein starres Gerüst.

1. Beckenschaukeln (2 Minuten)

  • Hände locker auf die Knie.
  • Mit der Atmung:
  • Einatmen → Becken nach vorne kippen (leichte Aufrichtung).
  • Ausatmen → Becken nach hinten kippen (sanftes Rundwerden).
  • Fließend, ohne Kraft.

👉 Spüre, wie dein Atem die Bewegung trägt.

2. Kreisende Wirbelsäule (2 Minuten)

  • Aus der Beckenschaukel fließend in Kreise übergehen.
  • Vor, zur Seite, zurück, zur anderen Seite → verbinde zu einem Kreis.
  • Kopf und Brustkorb bewegen mit, Atem fließt.
  • Nach 1 Minute Richtungswechsel.

👉 Stell dir vor, du „malst“ eine Acht mit deinem Brustbein.

3. Arme in Spiralen öffnen (3 Minuten)

  • Setz dich aufrecht oder bleib stehen.
  • Arme seitlich ausstrecken, Handflächen nach oben.
  • Einatmen → Arme spiralförmig nach außen drehen, Brustkorb öffnet.
  • Ausatmen → Arme nach vorn bringen, als würdest du einen Ball umarmen, Rücken wird rund.
  • Wiederhole 6–8 Mal in ruhigem Tempo.

👉 Achte darauf, dass die Bewegung aus der Wirbelsäule mitgetragen wird.

4. Atemwelle & Ausklang (2 Minuten)

  • Hände auf Brust und Bauch legen.
  • 4 Sekunden einatmen → Bauch hebt sich, dann die Brust.
  • Kurz innehalten.
  • 6 Sekunden ausatmen → Brust und Bauch sinken.
  • 5–6 Atemzüge.

👉 Stell dir vor, du aktivierst dein *inneres Bremssystem*.

Hinweise

  • Bewegungsradius klein halten, besonders für Laien.
  • Alles fließend und rund, niemals ruckartig.
  • Fokus liegt auf Spiralen, Atmung und Bewusstheit – das ist das Herz von Gyrotonic.

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