Thomas Frey: Über mich

Ich bin Peer-Coach, Berater, Netzwerker. Und jemand, der gelernt hat, aus einem extremen Bruch im Leben neue Kraft zu schöpfen.
Mein Anliegen ist Menschen mit Behinderung eine neue Orientierung durch Sinnfindung, zwischenmenschliche Anpassung und Erfahrungsaustausch zu geben.

Tag Eins

Ein Moment und nichts war mehr wie vorher

1985 war ich 21 Jahre alt und arbeitete als Auszubildender in der Landwirtschaft. Beim Versuch, eine Blockade an einem Grasladewagen zu lösen, wurde ich mit dem rechten Bein bis zur Hüfte in die laufende Maschine gezogen. Ich blieb bei vollem Bewusstsein – über 90 Minuten lang, ohne Möglichkeit, mich selbst zu befreien.

Waldarbeiter fanden mich schließlich. Doch da es damals noch keine Mobiltelefone gab, mussten sie erst ins 20 Minuten entfernte Kirchheimbolanden fahren, um Hilfe zu holen. Ein Rettungshubschrauber konnte bei bestem Wetter starten und fand mich mithilfe einer ADAC-Straßenkarte mitten im unwegsamen Waldgelände. Notarzt und Feuerwehr befreiten mich aus der Maschine. Ich erlitt einen Herzstillstand, fiel ins Koma. Drei Tage später sollten die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden – doch ich wachte auf.

Mein Hämoglobinwert bei Einlieferung lag bei 1,4 – ein Wert, der mit dem Leben kaum vereinbar ist. Ich muss an diesem Tag ein Dutzend Schutzengel gehabt haben. Seitdem lebe ich mit einer Hemipelvektomie – einer Amputation, bei der nicht nur das Bein, sondern auch Teile des Beckens entfernt werden.

Die Zeit nach dem Unfall war geprägt von Schmerz, Erschöpfung und tiefen existenziellen Fragen. Ich war körperlich und seelisch am Limit. Es gab einen Moment, in dem ich keinen Ausweg mehr sah – ein Suizidversuch scheiterte. Und doch spürte ich: Ich wollte leben. Unbedingt.

Mit Disziplin, einer sportlichen Grundlage und der Unterstützung außergewöhnlicher Menschen habe ich Schritt für Schritt zurück ins Leben gefunden. Ich habe gelernt, mit einer Prothese zu laufen, mir neue Selbstständigkeit aufgebaut – und trotz vieler Rückschläge nie aufgegeben.

Ich habe mir geschworen: Nie wieder so hilflos sein wie damals. Aus der empfundenen Ohnmacht wurde Wut – und diese Wut wurde zur lebenswichtigen Energiequelle. Sie hat mir Kraft gegeben, weiterzumachen, durchzuhalten und neue Wege zu gehen. Ich weiß heute: Diese Wut war auch Ausdruck einer posttraumatischen Belastung. Irgendwann habe ich gelernt, sie zu kanalisieren – in Bewegung, in Engagement, in Verantwortung.

Ich habe Agrarwissenschaften studiert, 1993 mein Diplom gemacht und 1997 promoviert. Seit 2003 arbeite ich in der Marketing- und Kommunikationsberatung. Und seit 2009 entwickle ich multimodale Rehabilitations- und Therapiekonzepte – mit dem Ziel, anderen Menschen neue Wege in ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen.

2013 – 28 Jahre nach dem Unfall – begann ich eine psychologische Aufarbeitung. Seitdem gehört regelmäßige Supervision zu meinem Alltag. Für mich selbst – und für die Menschen, die ich heute begleite.

Ich weiß, wie schwer es auch für Angehörige sein kann, mit solch einer Lebenswende umzugehen. Viele meiner heutigen Gespräche als Peer-Coach richten sich auch an Partnerinnen, Eltern oder Freundeskreise – weil auch sie Begleitung, Verständnis und Orientierung brauchen.

In meiner Arbeit verstehe ich mich als Ergänzung zur professionellen medizinischen Versorgung – im Dialog mit Therapeutinnen, Ärzten und Reha-Teams. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie entscheidend Zusammenarbeit, gegenseitiges Vertrauen und eine ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen sind.

Ich arbeite als Peer-Coach, Berater und Impulsgeber. Ich begleite Menschen, die mit einer Behinderung leben oder nach einem einschneidenden Ereignis ihren Weg neu finden müssen. Ich will Mut machen. Und Perspektiven öffnen. Ich bin überzeugt: Wer seinen Blickwinkel verändert, kann sein Schicksal gestalten. Und mit dem richtigen Umfeld, einem klaren Ziel und mentaler Stärke ist mehr möglich, als viele glauben.

Projekte

Menschen, die durch für sie bedeutsame und relevante Informationen ihre Situation besser begreifen, rehabilitieren schneller und bereiten sich nachhaltiger für ein Leben mit Behinderung vor.
Mit meinen Projekten stärke ich Selbstheilungspotenziale, wodurch die Teilhabe bestmöglich gefördert wird. Jeder Mensch ist ein Geschenk für diese Welt.

Terrasensa Original

Bewegungstherapeutische und sportorientierte Anwendungen und Konzepte zur Förderung der Eigenwahrnehmung. Beitrag zur Gangsicherheit, Sturzprävention und Verletzungsprophylaxe mittels eines organisch geformten Reliefbodens. Terrasensa wurde von Jens Freitag/ TEO Industriedesign entwickelt.

Routine Reha App

Wissenschaftlich evaluiertes Training für Menschen mit Phantomschmerzen nach einer Amputation. Das Schmerzkonzept wurde von Patienten mit Beinamputation und Therapeuten in einer der weltweit größten Therapiestudien zum Phantomschmerz entwickelt.

HandicAPP

Die HandicAPP ist ein digitaler Peer Coach, der Betroffene im Prozess der Verarbeitung und Rehabilitation hilft. Sie ermächtigt Nutzer*innen Selbstwirksamkeit über Information, Erfahrung und Austausch aufzubauen.

Eine erste Version der App „Amputation – was nun?“ ist in den App Stores verfügbar. Außerdem sind die Bausteine der App in eine Rehabilitations- und Peer-Coaching-App für Kriegsversehrte aus der Ukraine eingegangen.

AmpSurfcamp

Im jährlich stattfindenden AmpSurfcamp zeigen wir Menschen mit Amputationen wie viel Spaß Stand-Up-Paddeling macht. Zusammen mit Familie und Freunden laden wir zu einem Tag Surfen und Chillen am Strand und auf dem Wasser ein.

Fit mit Handicap

2010 von mir gegründet werden hier im Team mit Experten aus Sport, Therapie und Reha speziell an die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap angepasste Workouts in Bild und Video vorgestellt.

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