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Traumaverarbeitung: Methode nach Bessel van der Kolk [Teil 2]

Traumaverarbeitung: Methode nach Bessel van der Kolk [Teil 2]

Traumaverarbeitung: Beschreibung der Methode van der Kolk

Während meiner Fortbildung bei Luise Reddemann lernte ich einen weiteren Experten kennen, der sich intensiv mit der Verarbeitung von Traumata beschäftigt. Bessel van der Kolk und Luise Reddemann kennen sich persönlich und sind durch ihre Arbeit seit Jahrzehnten kollegial verbunden. Auch für Bessel van der Kolk hinterlässt ein Trauma eine tiefe seelische Wunde. Er hat sich sehr intensiv mit Kriegstraumata beschäftigt. Vieles davon lässt sich sehr gut auf die Situation von Menschen nach einer Amputation übertragen. Ich habe seine Methode als sehr nachhaltig empfunden.

Traumatisierte Menschen leben oft mit unvorstellbaren Ängsten, Taubheitsgefühlen und werden immer wieder von unerträglicher Wut heimgesucht. Darüber hinaus beeinträchtigen Traumata die Fähigkeit, sich zu erinnern, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und sich im eigenen Körper zu Hause zu fühlen, extrem. Noch lange nach einer traumatischen Erfahrung kann das Gehirn beim geringsten Anzeichen einer akuten Gefahr unangemessene Emotionen, starke körperliche Empfindungen und impulsive oder aggressive Handlungen auslösen.

Über Bessel van der Kolk

Bessel van der Kolk ist ein renommierter Psychiater und Trauma-Experte, der einen ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung von Traumata entwickelt hat. Seine Methode basiert auf umfangreichen Forschungen und Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften, der Psychologie und der Körperarbeit. Van der Kolk ist davon überzeugt, dass Traumata nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper gespeichert sind und daher einen integrierten Ansatz zur Heilung erfordern.

Heilung vom Trauma: Sich Körper und Geist wieder zu eigen machen

Wie bei Luise Reddemann setzt sich auch bei Bessel van der Kolk die Traumaverarbeitung aus verschiedenen Elementen zusammen, die individuell auf die Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt werden. Ein zentrales Element ist die Gewährleistung eines geschützten Rahmens, in dem der Patient seine Erfahrungen mitteilen und verarbeiten kann. Dies geschieht häufig in therapeutischen Einzelsitzungen, in denen ein einfühlsames und unterstützendes Umfeld geschaffen wird.

Van der Kolk betont die Bedeutung von Körperübungen, die darauf abzielen, die im Körper gespeicherte Traumata zu lösen. Dazu gehören Bewegungsübungen, Achtsamkeitspraktiken, Atemtechniken und andere körperzentrierte Ansätze. Durch diese Arbeit wird der Betroffene ermutigt, die Verbindung zwischen Körper und Geist wiederherzustellen und ein größeres Gefühl von Sicherheit und Kontrolle zu entwickeln.

Traumata wirken sich auf den gesamten menschlichen Organismus aus – auf Körper, Geist und Gehirn. Bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wehrt sich der Körper weiterhin gegen eine Bedrohung, die längst nicht mehr existiert. Um davon geheilt zu werden, muss der Betroffene in die Lage versetzt werden, diese stressbedingte Dauermobilisierung zu beenden und den gesamten Organismus wieder in den für eine sichere Situation typischen Zustand zu versetzen. (Quelle: Bessel van der Kolk: DAS TRAUMA IN DIR.)

Darüber hinaus legt Bessel van der Kolk großen Wert auf die Arbeit mit den Emotionen. Mit verschiedenen therapeutischen Techniken wie beispielsweise EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder kognitiver Umstrukturierung werden belastende Erinnerungen und Gefühle bearbeitet. Ziel ist es, die emotionale Reaktion auf das Trauma zu reduzieren und neue Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln.

Die Arbeit mit den Emotionen ermöglicht den Betroffenen, ihre belastenden Gefühle im Zusammenhang mit den belastenden Bildern zu erkennen und zu verarbeiten. Mit Hilfe von EMDR oder kognitiven Umstrukturierungstechniken können sie ihre traumatischen Erinnerungen verarbeiten und eine neue Lebensperspektive entwickeln. Das hilft ihnen, eine positive emotionale Veränderung zu erleben und ihre psychische Gesundheit zu stärken.

Van der Kolk betont, wie wichtig es ist, das Erlebte in einen größeren Kontext zu stellen und es als Teil der eigenen Lebensgeschichte anzuerkennen. Durch die Reflexion über die Bedeutung des Traumas und die Suche nach persönlicher Entwicklung kann der Patient zu einem umfassenderen Verständnis und einer positiven Identität gelangen.

Die Integration des Traumas in die Biografie ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Traumaverarbeitung. Indem die Betroffenen ihre Erfahrungen als Teil ihrer Lebensgeschichte akzeptieren und reflektieren, können sie ihre Identität neu definieren und ein Gefühl von Kohärenz und Wachstum entwickeln. Dies fördert die Resilienz und ermöglicht es ihnen, ihr Leben trotz der Herausforderungen positiv zu gestalten.

Lernen, den eigenen Körper zu bewohnen

Traumata sind tiefgreifende Belastungen, die das Leben der Betroffenen stark beeinflussen können. Die Methode von Bessel van der Kolk bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um Traumata zu behandeln und den Heilungsprozess zu unterstützen. Durch körperorientierte Therapie, Bewegung, Ausdruckstherapie und Meditationspraktiken können die Betroffenen wieder Zugang zu ihrem Körper und ihren Gefühlen finden und die traumatischen Erlebnisse verarbeiten.

Wie auch bei Luise Reddeman ist die Rolle des Therapeuten und die Unterstützung durch soziale Netzwerke dabei von entscheidender Bedeutung. Die Methode von Bessel van der Kolk bietet Hoffnung für Menschen, die an den Folgen eines Traumas leiden, und kann den Weg zu einer besseren psychischen Gesundheit ebnen.

Literatur:

Die folgenden Bücher von Bessel van der Kolk sind wertvolle Quellen, um sich mit seiner Methode der Traumaverarbeitung vertraut zu machen. Sie bieten fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, Fallstudien und praktische Anleitungen, um den psychischen Heilungsprozess nach einer Amputation zu unterstützen.

„The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma“ von Bessel van der Kolk. Dieses bahnbrechende Buch von Bessel van der Kolk ist ein Klassiker auf dem Gebiet der Traumaforschung. Es erklärt detailliert, wie Traumata den Körper, das Gehirn und den Geist beeinflussen und bietet einen umfassenden Einblick in die Bedeutung körperorientierter Ansätze bei der Traumaverarbeitung.

„Traumatic Stress: The Effects of Overwhelming Experience on Mind, Body, and Society“ von Bessel van der Kolk. In diesem Buch untersucht Bessel van der Kolk die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen auf den Körper, den Geist und die Gesellschaft. Es bietet einen umfassenden Blick auf Traumata und einen Einblick in die neuesten Erkenntnisse der Traumaforschung.

„The Body Keeps the Score Workbook: Mind, Body, and Healing Trauma“ von Bessel van der Kolk. Dieses Begleitbuch zu Bessel van der Kolks Hauptwerk enthält praktische Übungen, Anleitungen und Selbsthilfestrategien für Menschen, die ihre eigenen traumatischen Erfahrungen verarbeiten möchten. Es bietet einen interaktiven Ansatz und ermöglicht es den Lesern, die Prinzipien der Traumaverarbeitung auf ihr eigenes Leben anzuwenden.

Teil 1: Traumaverarbeitung nach Luise Reddemann

Foto: Thomas Josek

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