Heilungsprozess

  • Wer ist mein erster Ansprechpartner?

    Dein Arzt kennt deine Krankengeschichte, informiert Dich über bisherige Maßnahmen und kann mögliche körperliche Folgen der Erkrankung einschätzen. Mit seinem detaillierten Wissen bietet er eine koordinierte Betreuung, arbeitet mit anderen Spezialisten zusammen und ermöglicht durch Vertrauen eine offene Kommunikation. Ein gutes Vertrauensverhältnis zum Arzt ist die Voraussetzung dafür. Es fördert nicht nur das Verständnis für die eigene Gesundheit, sondern schafft auch ein unterstützendes Umfeld für offene Gespräche über Sorgen, Ängste und persönliche Vorlieben. Dieses Vertrauen trägt dazu bei, gemeinsam die besten Entscheidungen für deine Genesung zu treffen. Dein Arzt ist somit der Experte, der Dich optimal durch den medizinischen Prozess führt.

  • Was ändert sich für meine tägliche Hygiene?

    Behalte Deine bisherigen Gewohnheiten möglichst bei und scheue Dich nicht, Hilfe anzunehmen, wenn z.B. bei der Stumpfpflege Fragen auftauchen. Pflegepersonal, Ergo- und Physiotherapeut:innen und Orthopädietechniker:innen sind dafür gute Ansprechpartner. Grundsätzlich solltest Du Deinen Stumpf täglich mit einer ph-neutralen Seife reinigen und eine Feuchtigkeitscreme auftragen. Deine Prothese solltest Du unbedingt mit einbeziehen und den Prothesenschaft sowie den Prothesenliner ebenfalls mit ph-neutraler Seife reinigen.

  • Wann bin ich wieder mobil und kann mich frei bewegen?

    Bis du wieder mobil bist, wird Zeit vergehen. Sei geduldig. Aber eines solltest Du schon jetzt wissen: Die moderne Technik bietet beeindruckende Lösungen für Patienten nach Amputationen, verbessert die Lebensqualität und ermöglicht ein hohes Maß an Mobilität. Doch worauf kommt es an?

    Der direkte Kontakt zum Arzt. Er kennt die individuelle Situation und kann maßgeschneiderte Empfehlungen geben.

    Sicherheit in der Bewegung. Prothesen mit intelligenten Steuerungssystemen, Bewegungssensoren und moderne Trainingsgeräte bieten umfassende Möglichkeiten, sich stressfrei zu bewegen.

    Gezieltes Training. Die individuelle körperliche Konstitution muss berücksichtigt werden.

    Anpassungen erfordern Fachwissen. Neben dem Arzt können Therapeuten und Techniker helfen, optimale Lösungen zu finden.

    Der technische Fortschritt eröffnet dir Möglichkeiten, die du kurz nach der Amputation noch nicht kennst. Bleibe deshalb von Anfang an in engem Kontakt mit allen am Heilungsprozess Beteiligten.

  • Welche Komplikationen können im Heilungsverlauf auftreten?

    Auch wenn es nicht schön ist: Mit Komplikationen während des Heilungsprozesses muss gerechnet werden. Das können zum Beispiel Wundheilungsstörungen, Schmerzen oder Ödeme (Schwellungen) sein. Auch bei der Herstellung der Prothese kann es zu Komplikationen kommen. Wichtig ist, wie Du damit umgehst: Heilung verläuft in Zyklen, deshalb ist es gut, wenn Du mit Höhen und Tiefen umgehen kannst. Es ist immer hilfreich, wenn Du aktiv das direkte Gespräch mit Expert:innen suchst, wenn Unsicherheiten oder Ängste aufkommen. Tausche Dich auf jeden Fall mit Menschen aus, die Ähnliches erlebt haben: Sie werden Dir mit ihrem Erfahrungsschatz weiterhelfen.

  • Welche Behandlungsmaßnahmen sind noch erforderlich?

    Oft ist es nicht mit einer Maßnahme getan. Je nach individuellem Zustand werden die Maßnahmen von den Ärzten konkret für deinen Fall zusammengestellt und empfohlen. Grundsätzlich gilt, dass Heilverfahren wie Krankengymnastik, Prothesengymnastik, Ergotherapie beantragt werden müssen. Du kannst aber auch selbst viel zum Heilungsverlauf beitragen, z.B. durch Kraft- oder Gleichgewichtstraining. Sprich deshalb immer mit deinem behandelnden Arzt, was du selbst tun kannst.

  • Was sind Phantomschmerzen?

    Unter Phantomschmerzen versteht man Schmerzen in einer amputierten Gliedmaße. Phantomschmerzen können als einschießende Schmerzattacken auftreten. Sie sind anfangs fast normal, lassen aber oft im Laufe der Zeit nach. Je nach Häufigkeit und Intensität können sie sehr unangenehm sein, wenn man nichts dagegen unternimmt. Deshalb solltest Du frühzeitig einen Schmerztherapeuten aufsuchen und auftretende Schmerzen sofort behandeln. Mit den heutigen medikamentösen und nichtmedikamentösen Verfahren kannst Du sie gut in den Griff bekommen. Hab aber Geduld, denn Phantomschmerzen sind ein langfristiges Thema. Unabhängig von Phantomschmerzen können Phantomgefühle auftreten.

    Weiterführende Links:
    Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.

  • Wie fühlen sich Phantomschmerzen an?

    Phantomschmerzen fühlen sich bei jedem Betroffenen anders an. Das Phantomgefühl ist nicht so schlimm. Es suggeriert, dass das fehlende Glied noch vorhanden ist. Meistens ist es ein Kribbeln, wie wenn das Bein einschlafen würde. Dieses Gefühl hält sich in Grenzen und muss eigentlich nicht behandelt werden. Dieses Kribbeln kann auch stärker werden und dann wird es unangenehm. Man hat zum Beispiel das Gefühl, sich heftig kratzen zu müssen, wo nichts mehr ist. Schlimmer wird es, wenn die Schmerzen einschießen. Die meisten halten das ohne Hilfe nicht lange aus. In diesem Moment kann man sich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Das ist so heftig, dass im Akutfall nur noch entsprechende Schmerzmittel Linderung verschaffen. Dann zählt jede Sekunde. Tipp für unterwegs: Trage immer Schmerzmittel für den Notfall bei dir. Besorge Dir am besten eine kleine Medikamentenbox und fülle sie mit Schmerzmitteln unterschiedlicher Stärke. Dann kannst du auch unterwegs sicher sein, dass der Phantomschmerz nicht zum Problem bei der Arbeit oder in der Freizeit wird. Während der einschießende Phantomschmerz medikamentös behandelt werden muss, ist dies beim Stumpfschmerz nicht notwendig. Beide Schmerzarten haben unterschiedliche Ursachen und können gleichzeitig auftreten.

  • Wie lange halten Phantomschmerzen an?

    Das Phantomgefühl ist ein dauerhaftes Gefühl. Da es in der Regel nicht sehr schmerzhaft ist, kannst du gut damit umgehen. Es ist sogar ganz angenehm, das Phantomglied zu bewegen – irgendwie vertraut und entspannend. Der eigentliche Phantomschmerz kommt in Schüben von einigen Sekunden. Er beginnt plötzlich und wird schnell stärker (ca. 30 Minuten). Er wird so stark, dass man stark verkrampft und kaum noch klar denken kann. Alles wird unwichtig. Nur der Schmerz und Du. In dieser Situation kannst Du mit alternativen Methoden wenig ausrichten. Schmerzmittel sind in dieser Situation das Mittel der Wahl und bringen sehr schnell Linderung. Phantomschmerzen aussitzen und warten, bis sie von selbst verschwinden, ist erfahrungsgemäß nicht möglich. Dafür ist der Schmerz zu intensiv.

  • Wie hilft Spiegeltherapie bei Phantomschmerzen?

    Bei der Spiegeltherapie wird ein Spiegel so aufgestellt, dass durch die Spiegelung der gesunden Seite der Eindruck von zwei intakten Gliedmaßen entsteht. Dadurch wird das Gehirn über die Spiegelneuronen trainiert. Dies geschieht vorbeugend, d.h. regelmäßig (z.B. täglich) für 15-30 Minuten. Im Akutfall bei einer Schmerzattacke ist die Spiegeltherapie erfahrungsgemäß nicht so wirksam. Insgesamt überwiegen die Vorteile gegenüber der medikamentösen Therapie: keine Suchtproblematik, keine Nebenwirkungen wie z.B. Einschränkung der Fahrtüchtigkeit. Der Erfolg der Spiegeltherapie ist wissenschaftlich nachgewiesen. Die Spiegeltherapie kann bei einem spezialisierten Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder zu Hause im Eigentraining durchgeführt werden. Das Eigentraining erfordert Erfahrung und ein gewisses Maß an Motivation und Disziplin. Am besten lässt Du Dich von einem erfahrenen Therapeuten anleiten. Für zu Hause brauchst Du einen Folienspiegel und etwas Material zum „Spielen“ wie Igelbälle, Handtücher etc. Wenn Du keinen Spiegel zur Hand hast, kannst Du das Training auch mit einer speziellen App auf einem iPad durchführen. Auch hier ist es sinnvoll, wenn Du Dich von einer erfahrenen Therapeutin einweisen lässt.

    Weiterführende Links:
    Spiegeltherapie
    Erklärvideo Spiegeltherapie digital

  • Werden bei Phantomschmerzen vorbeugend Medikamente verabreicht?

    Der Phantomschmerz ist ein Nervenschmerz (neuropathisches Schmerzsyndrom). Am besten wirken hier Medikamente, die die Funktion des zentralen Nervensystems beeinflussen. Oft wird eine Kombination mit Antidepressiva gewählt, was die Wirkung positiv beeinflusst. Die Medikamente müssen täglich eingenommen werden. Am besten lässt man sich von einem Schmerzmediziner beraten, welche Wirkstoffe eingesetzt und wie sie eingenommen werden sollten. Tipp: Schmerzen sind sehr individuell und so sollte auch die Therapie sein. Versuche deshalb nicht, das Thema auf eigene Faust anzugehen. Lass Dich von Schmerzexperten beraten, die die Therapie auf Deine persönliche Situation abstimmen.

    Weiterführende Links:
    Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.

  • Beeinträchtigen Phantomschmerzen meine Arbeit oder mein Studium?

    Definitiv ja. Jeder, der schon einmal eine Phantomschmerzattacke erlebt hat, weiß, dass man unter Schmerzen keinen klaren Gedanken fassen kann. Eine Maschine bedienen, einen Kunden betreuen oder eine Bachelorarbeit schreiben ist dann nicht möglich. Tipp: Erkläre Deinem Umfeld offen und klar die Ausgangssituation, damit keine falschen Erwartungen geweckt werden. Sonst setzt Du Dich unnötig unter Druck.

  • Was tun gegen Phantomschmerzen?

    Gegen Phantomschmerzen gibt es wirksame Schmerzmittel. Die richtige Auswahl und Einnahme sollte mit einem Schmerztherapeuten besprochen werden. Häufig werden auch nichtmedikamentöse Verfahren wie Spiegeltherapie, Imagination, Elektrotherapie oder Entspannungstechniken empfohlen, da sie kaum Nebenwirkungen haben. Man ist dann auch wieder voll fahrtüchtig, was nach der Einnahme von Schmerzmitteln nicht immer der Fall ist.

    Weiterführende Infos:
    Routine Health GmbH

  • Wann treten Phantomschmerzen auf?

    Die Studienlage ist hier ziemlich dünn. Soviel kann man sagen: Wenn Du abgelenkt bist (durch ein nettes Gespräch), beschäftigt (mit einem Projekt) oder sonstwie aktiv (beim Sport), dann treten Phantomschmerzen eher seltener auf. Die Erfahrung zeigt, dass sie dann auftreten, wenn Du Dich entspannst. Also unglücklicherweise abends, beim Einschlafen oder – noch ungünstiger – im Urlaub. Immer wieder wird berichtet, dass die Stimmung oder das Wetter ein Auslöser sein können. Sicher ist, dass beide Faktoren einen Einfluss haben. Da es bei jedem Amputierten anders ist, kann man keine Regel aufstellen.

    Weiterführende Links:
    Routine Health GmbH

  • Was soll ich meinen Angehörigen über Phantomschmerzen erzählen?

    Deine Angehörigen leiden mit dir, wenn du Schmerzen hast. Sie haben jedoch keine Ahnung, was diese Schmerzen bedeuten. Deshalb ist es ratsam, sie mit einzubeziehen. Erkläre ihnen, was Phantomschmerzen sind und wie sie sich anfühlen. Gerade für Deine Familie ist es wichtig, informiert zu sein. Nimm sie am besten mit zu Deiner Schmerztherapie, damit sie Dich optimal unterstützen können. Vergiss auch Deine Freunde und Arbeitskollegen nicht. Auch sie sollten wissen, was Phantomschmerzen sind, was sie mit Dir psychisch machen und vielleicht auch, wie Du sie behandelst.

  • Erhalte ich Physiotherapie?

    Ja, Physiotherapie ist ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses. Die Behandlungen bringen Dich sicher an Deine Grenzen, aber der Erfolg sollte Dir das wert sein. Physiotherapie hilft nicht nur Deinem Körper, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, sondern auch Deiner Seele. Bewegung gibt Dir neue Kraft. Tipp: Nutze die positive Entwicklung während der Physiotherapie und nimm diese Energie mit, um sportliche Aktivitäten in Deinen Bewegungsalltag zu integrieren. Die Physio ist keine Dauerleistung, deshalb ist es wichtig, dass Du Bewegung dauerhaft in Deinen Alltag integrierst. Behindertensportvereine können hier eine gute Anlaufstelle sein. Noch ein Tipp zur Gehschule und zum Prothesentraining: Für diese Aufgabe gibt es speziell geschulte Therapeut*innen. Wichtig ist, dass diese viel Erfahrung im Umgang mit Prothesenträgern haben.

    Weiterführende Links zu Behindertensport:
    Deutscher Behindertensportverband e.V.

  • Wann ist die Versorgung abgeschlossen?

    Das ist eine gute Frage. Das hängt tatsächlich vom individuellen Heilungsverlauf ab. Das kann sehr schnell gehen, es kann aber auch Rückschläge geben. Sobald es Deine Stumpfverhältnisse zulassen, wird Deine prothetische Versorgung mit einer Interimsprothese beginnen und in eine endgültige Prothese übergehen. Bleibe immer mit Deinen Ärzten und Orthopädietechniker:innen verbunden, scheue Dich nicht, Fragen zu stellen. Habe Geduld.

  • Ohnmacht und Hilflosigkeit. Wie gehe ich damit um?

    Ohnmacht und Hilflosigkeit sind typische Reaktionen nach einer traumatischen Amputation. In dieser Phase waren meine inneren Systeme zeitweise ohne ersichtlichen Grund in Alarmbereitschaft. Ich fühlte mich ständig angespannt und reagierte oft auf Kleinigkeiten aufbrausend und wütend. Das hat mich regelrecht gelähmt und mein soziales Umfeld ratlos gemacht. Aus diesem Modus herauszukommen, war schmerzhaft. Ich habe es geschafft, weil ich mein Mindset (meinen Fokus im Leben) auf ein neues Körpergefühl umgestellt habe. Damit meine ich: Ich habe mich bewusst mit meinen Körperempfindungen auseinandergesetzt. Heute nennt man das Achtsamkeitstraining, die Fähigkeit, absichtsvolle Bewegung zu kultivieren und in der Gegenwart zentriert zu sein. Du solltest die Neuausrichtung Deines Fokus als einen Prozess verstehen, der langfristig angelegt ist. Wenn es Dir mit Atemübungen oder Yoga, Qigong und Tai Chi gelingt, Deinen Geist, Deinen Körper und Dein Gehirn davon zu überzeugen, dass nicht überall Gefahr droht, dann bist Du auf dem richtigen Weg. Gehe diesen Weg mit Disziplin und viel Geduld.

    Weiterführende Links:
    Blog „Kein schlechtes Gewissen in der Komfortzone“
    Blog „Ich bin gut so wie ich bin, aber…“

  • Wer kann mir psychologische Hilfe anbieten?

    Hörst Du Sätze wie „Aufgeben gibt’s nicht“, dann hast Du viel Grund, wütend zu sein. Denn solche Floskeln helfen Dir in der momentanen Situation nicht weiter. Sie spiegeln nur den hilflosen Versuch Deiner Mitmenschen wider, Dich zu trösten. Vertraue lieber Deinem Gefühl und Deiner Intuition. Denn nur Du weißt, was Du jetzt brauchst. Wenn es Dir nicht gut geht, ignoriere das nicht. Denn die Verarbeitung einer Amputation ist eine Herausforderung, auf die niemand vorbereitet ist. Es ist sehr empfehlenswert, jetzt psychologische oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Scheue Dich nicht davor. Du wirst Dich leichter fühlen und ganz nebenbei werden auch Deine zwischenmenschlichen Beziehungen davon profitieren.

    Weiterführende Links:
    Blog „Mein imaginärer Freund“
    Blog „Selbstwirksamkeit: Wie wichtig ist Resilienz?“
    Blog „Von Selbstzweifeln und dem was jenseits der Angst liegt“

  • Wie kann ich Achtsamkeit lernen?

    Achtsamkeit ist das A und O für ein freudvolles und stressfreies Leben – mit oder ohne Amputation. Durch Achtsamkeitstraining wie Meditation, Yoga, Tai Chi oder Qigong übt man, im Hier und Jetzt zu sein. Das führt zu messbaren Veränderungen in Körper und Geist. Wer regelmäßig Achtsamkeit übt, ist den Herausforderungen des Lebens nachweislich besser gewachsen. Je nachdem, wie Du es lernen möchtest, gibt es zahlreiche Bücher, Apps und Online-Plattformen. In fast jeder Stadt werden mittlerweile Achtsamkeitskurse in Fitness- oder Yogastudios angeboten.

  • Wer begleitet mich langfristig, z.B. ein Coach?

    Die Verarbeitung einer Amputation ist eine Lebensaufgabe, bei der jeder Unterstützung und Hilfe braucht. Sich jemandem anzuvertrauen, der Dich auf dem Weg in ein neues Leben begleitet, ist sehr zu empfehlen. Entscheide nach deinem Gefühl, ob du mit einer Person aus deinem sozialen Umfeld, einem Experten (Psychotherapeuten) oder vielleicht mit einem Peer Coach arbeiten möchtest. Jeder hat sicherlich eine Sichtweise, die für Dich hilfreich sein kann. Ein Peer Coach hat zum Beispiel selbst die Erfahrung einer Amputation gemacht und kann sich daher sehr gut in Deine Situation hineinversetzen. Sei offen und bereit, Hilfe und Unterstützung anzunehmen. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, und wenn Du Hilfe annimmst, baust Du Dir ein starkes Unterstützungsnetzwerk auf, auf das Du immer wieder zurückgreifen kannst.

  • Wie stelle ich mich mental auf Phantomschmerzen ein?

    Das Thema ist heikel. Denn es ist ganz natürlich, dass man beim Thema Schmerz in die Defensive gerät. Wenn der Schmerz bewusst wird, verliert man die Kontrolle über sich. Alles gerät durcheinander. Der Schmerz bestimmt den Alltag. Schnelle, meist medikamentöse Hilfe ist die Therapie der Wahl. Als erste Notmaßnahme ist das sicher auch sinnvoll. Mit der Zeit kann es aber hilfreich sein, nach anderen Lösungen zu suchen.

    Schmerz ist ein sehr wichtiger menschlicher Zustand wie Angst, Freude, Wut und Trauer. Auf Schmerz könnten wir nur verzichten, wenn wir unverletzlich wären. Aber dann wären wir keine Menschen. Wenn wir dem Schmerz den Kampf ansagen, dann bekämpfen wir auch Gefühlszustände wie Freude oder Trauer, die wir eigentlich wollen. Deshalb halte ich es für die bessere Strategie, den Schmerz vom Feind zum Freund zu machen. Das braucht Zeit, Mut und therapeutische Begleitung.

    Meiner Erfahrung nach ist Achtsamkeitstraining (Meditation, Tai Chi, Qigong, Yoga etc.) sehr hilfreich und die Einstellung, dass der Schmerz ein täglicher Begleiter ist.

  • Was muss ich bei der Reinigung meines Stumpfes beachten?

    Nach der Wundheilung und Narbenbildung ist es sehr wichtig, dass Du auf eine ausreichende Hygiene Deines Stumpfes achtest. Reinige Deinen Stumpf täglich mit Wasser und einer unparfümierten, hautfreundlichen Seife.

    Um überschüssige Hautreste und Verunreinigungen gründlich zu entfernen, empfehle ich die Verwendung eines Schwamms, Waschlappens oder Peelinghandschuhs. Bitte beachte die Anweisungen Deines behandelnden Arztes oder Pflegepersonals.

    Solange Deine Wunde noch verkrustet ist, solltest Du auf eine gründliche Reinigung verzichten und die umliegende Haut vorsichtig mit warmem Wasser reinigen. Achte darauf, dass große Krustenflächen nicht zu sehr aufgeweicht werden, damit sie nicht zu früh entfernt werden.

    Wenn keine oder nur kleine Krusten vorhanden sind, kannst Du den Stumpf nach der Reinigung mit Vaseline oder Melkfett einreiben. Dadurch wird die Haut geschmeidig und die Narbe beim Eincremen mobilisiert.

  • Wie soll ich meine Narben behandeln?

    Wenn Deine Wunde noch verkrustet ist, kannst Du bereits mit der Mobilisierung deiner zukünftigen Narbe beginnen. Verwende dazu Vaseline oder Melkfett, um die Elastizität Deiner Haut zu verbessern. Achte jedoch darauf, nicht zu viel davon zu verwenden, um den Schorf nicht zu sehr aufzuweichen. Sobald die Wunde verschlossen ist, kannst Du die Narbe nach Belieben eincremen, zum Beispiel mit einer Feuchtigkeitscreme. Du kannst dabei ruhig etwas mehr Druck ausüben, damit die Narbe besser durchblutet wird. Du kannst auch eine Bürste oder Zahnbürste zum Einmassieren der Creme verwenden.

    Narben brauchen einige Zeit, bis sie vollständig verheilt sind. Da sie kein eigenes Fett besitzen, unterstützen sie den Heilungsprozess zusätzlich. Außerdem sollten Narben massiert und mobilisiert werden. Dies kannst Du entweder durch einen Therapeuten oder selbst durchführen. Die Mobilisierung ist eine wichtige Vorbereitung für die weitere Behandlung. Je elastischer und weicher die Narbe ist, desto besser ist die Versorgung und das Tragegefühl Deiner späteren Prothese.

  • Wie funktioniert die Narbenmobilisation?

    Hier sind einige Tipps zur Narbenmassage, die Dir helfen können:

    Lege Deine Handflächen versetzt zueinander auf die Narbe. Übe leichten Druck aus, aber nur so viel, wie du es als angenehm empfindest. Es kann sein, dass es an manchen Stellen mehr oder weniger sticht oder unangenehm ist.

    Führe mit Deinen Fingern kreisende Bewegungen entlang der Narbe aus und streiche dabei sanft von der Narbe weg. Du kannst auch einen Massageball oder ein Massagegerät (z. B. ein Massage-Ufo) verwenden, um die Narbe zu massieren.

    Achte bei der Massage darauf, wie Du Dich fühlst. Wenn Du Schmerzen oder Unwohlsein verspürst, passe den Druck entsprechend an oder beende die Massage. Es ist immer ratsam, vor Beginn einer neuen Selbstmassagepraxis mit deinem Arzt oder Therapeuten zu sprechen, um sicherzustellen, dass sie für Deine individuelle Situation geeignet ist.

  • Wie kann ich die Empfindlichkeit meiner Narben verringern?

    Nach einer Amputation können Hautirritationen oder Gefühlsstörungen auftreten. Deine Haut kann anders auf Berührungen reagieren. Um dem entgegenzuwirken, kannst Du weiche Bürsten, Zahnbürsten, Igelbälle oder Schwämme zum Desensibilisieren verwenden.

    Streiche oder klopfe mit einem dieser Gegenstände sanft über Deine empfindliche Haut. Fange groß an und mache die Bewegungen kleiner, oder bewege den Gegenstand vom stumpfen Ende weg und wieder zurück.

    Du kannst auch ein etwas härteres Handtuch, einen Peeling-Handschuh oder einen trockenen Waschlappen verwenden. Achte darauf, nur Gegenstände und Materialien zu verwenden, die für Dich angenehm sind, und arbeite vom Stumpfende zum Körper hin.

  • Warum soll ich Silikonliner und Kompressionsstrümpfe tragen?

    Der Liner unterstützt durch seine Kompression nicht nur den Lymphfluss, sondern gibt Deinen Stumpf auch schneller seine endgültige Form.

    Für eine kontinuierliche Kompressionstherapie empfiehlt es sich, tagsüber einen Liner und nachts einen Kompressionsstrumpf zu tragen. Die Liner sind in verschiedenen vorgefertigten Größen erhältlich und werden von deinem Orthopädie-Techniker ausgemessen und angepasst.

    Beim Anziehen solltest Du folgendes beachten: Zwischen dem Stumpfende und dem Liner darf keine Luft eingeschlossen sein. Drehe deshalb den Liner beim Anziehen ganz auf die linke Seite. Lege dann die runde Seite des Liners auf das Stumpfende und ziehe den Liner langsam über den Stumpf. Bitte immer die Kleidung aus dem Bereich entfernen, in dem der Liner aufliegt, so dass er vollständig auf der Haut aufliegt.

    Bei Hautreizungen wende Dich direkt an deinen Arzt oder Orthopädie-Techniker. Bitte beachte, dass es anfangs zu Schwitzen kommen kann. Das ist aber nicht schlimm und reguliert sich nach einiger Zeit.

    Bitte reinige den Silikonliner nach jedem Tragen gründlich mit Wasser und einer pH-neutralen Seife. Anschließend gut trocknen lassen. Achte immer darauf, dass Deine Haut nicht eingecremt ist, bevor Du den Liner überziehst. Sonst verrutscht der Liner oder liegt nicht vollständig auf der Haut auf.

  • Ich hatte einen Arbeitsunfall – bin ich bei der Unfallversicherung gut aufgehoben?

    Nach einem Arbeits- oder Wegeunfall bist Du bei der gesetzlichen Unfallversicherung gut aufgehoben. Vom ersten Tag an unterstützt Dich ein Reha-Manager aktiv bei Deiner medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation (Teilhabe). Er ist ein zentraler Ansprechpartner während des gesamten Heilungs- Rehabilitationsprozesses.

    Ziel des Reha-Managements ist es, durch Koordination und Vernetzung aller erforderlichen Maßnahmen die unfallbedingten Gesundheitsschäden zu beseitigen oder zu bessern, eine Verschlimmerung zu verhüten oder Folgeschäden zu mildern und eine möglichst frühzeitige und dauerhafte berufliche und soziale Wiedereingliederung sowie eine selbstständige Lebensführung zu erreichen.

    Zu den Aufgaben des Reha-Managers gehören unter anderem:
    1. Die frühzeitige Kontaktaufnahme, oft schon im Krankenhaus.
    2. Die Koordination und Steuerung der medizinischen Rehabilitation gemeinsam mit Dir, den behandelnden Ärzten und Therapeuten.
    3. Die dauerhafte Teilhabe am Arbeitsleben zu sichern und alle dafür notwendigen Leistungen zur Teilhabe zu planen. Dabei werden Deine Eignung, Neigung und bisherige berufliche Tätigkeit berücksichtigt.
    4. Dich dabei zu unterstützen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen und Dir die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen.

    Wenn du weitere Fragen zur gesetzlichen Unfallversicherung hast, kannst du dich gerne direkt an mich wenden.

    Weiterführender Link:
    Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)

  • Was ist bei einem Arbeitsunfall zu beachten?

    Bei einem Arbeitsunfall ist die gesetzliche Unfallversicherung als Kostenträger zuständig. Die Unfallversicherung hat den gesetzlichen Auftrag, mit allen geeigneten Mitteln für Heilbehandlung und Rehabilitation zu sorgen. Unfallverletzte sind nach einem Arbeits- oder Wegeunfall insbesondere dann einem besonders ermächtigten Durchgangsarzt vorzustellen, wenn die Unfallverletzung über den Unfalltag hinaus zur Arbeitsunfähigkeit führt oder die notwendige Heilbehandlung voraussichtlich länger als eine Woche dauert.

    Der Durchgangsarzt entscheidet, ob eine allgemeine Heilbehandlung durchgeführt wird oder ob nach Art oder Schwere der Verletzung eine besondere Heilbehandlung erforderlich ist.

    Die allgemeine Heilbehandlung kann auch von Deinem Hausarzt durchgeführt werden, sofern dieser über eine kassenärztliche Zulassung verfügt. Bei der allgemeinen (hausärztlichen) Heilbehandlung überwacht der Durchgangsarzt den Heilverlauf und bestellt Dich gegebenenfalls zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.

    Anders als in der Krankenversicherung musst Du bei ambulanter oder stationärer Behandlung keinen Eigenanteil („Zuzahlung“) leisten.

    Wenn du weitere Fragen zur gesetzlichen Unfallversicherung hast, kannst du dich gerne direkt an mich wenden.

    Weitereführender Link:
    Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)