Mach-Dein-Ding vs. Selbstverwirklichung – Ich bin frey #3

Thomas Frey und Elke Kürbisch

Wenn du dich an deinen Bedürfnissen orientierst, kann das auf Außenstehende egoistisch wirken. Sicher das ist nicht schön, denn niemand will als egoistisch bewertet werden, aber es ist eine Überlebensstrategie. Ohne einen gesunden Egoismus kommst du aus einer Grenzerfahrung nicht raus. Daher mein Rat an alle, denen es gerade nicht gut geht: Es ist nicht egoistisch, wenn du für die Erfüllung deiner Bedürfnisse einstehst, denn nur so kannst du dich weiterentwickeln.

Im letzten Beitrag (Selbstwert entwickeln – Ich bin frey #2) habe ich schon darüber gesprochen, dass der Weg aus einer Grenzerfahrung heraus, kein einfacher ist und viel Mut und Disziplin erfordert. Sieht man das Leben als Prozess und ständige Weiterentwicklung, dann sehe ich eine Lebensfrage als besonders wichtig an: Habe ich mich selbst verwirklicht? Selbstverwirklichung ist die Königsetappe, wenn es nicht mehr um reinen Überlebenskampf geht und Du anfängst, Sinnfragen zu stellen. 

An dieser Stelle begann sich mein Leben freier anzufühlen. Ich bin immer öfter im Flow und meine Bedürfnisse und Werte bestimmen mein Handeln – nicht immer, aber ich merke schneller, wenn ich sie verrate. Aber es gab auch andere Zeiten (Kein schlechtes Gewissen in der Komfortzone).  Zu lange habe ich nach dem Motto gelebt „Mach-Dein-Ding!“, das ist der kleine Bruder von „Geht-Nicht-Gibt’s-Nicht!“. Der Spruch ist vielleicht gut gemeint, führt aber früher oder später in eine Sackgasse. Denn da ist er wieder: Der Performer-Modus. Er ist ein Ego-Trip, der dich in den Kampf schickt, zu Enttäuschungen führt und dich in Süchte (Sucht hat viele Gesichter – Sport, Essen, Shoppen – was auch immer) treibt. 

Ich, zum Beispiel, hätte mir viel Frust und Wut ersparen können, wenn ich mehr auf meine Intuition, meine Gefühle gehört hätte: Spüre ich nach einer Erfahrung Freiheit und Dankbarkeit und Energie, dann bin ich auf dem richtigen Weg der Selbstverwirklichung. Fühlt es sich aber anstrengend und kraftraubend an, dann bin ich auf dem falschen Weg – dem Ego-Trip. Eigentlich ganz einfach, oder?

Den Weg zum Licht

Ich habe schon öfters über meine Phantomschmerzen berichtet. Die sind sicherlich die größte Wunde meines Lebens. Zwei Jahrzehnte habe ich die Schmerzen mit Medikamenten versucht zu beseitigen. Es gelang mir nicht. Noch schlimmer, die Schmerzen wurden immer stärker, die Medikamentendosis immer höher. Vor 5 Jahren machte ich Schluss mit dieser Spirale, die Phantomschmerzen wurden vom Feind zum Freund. Ich war bereit, die Schmerzen anzunehmen, ja zu lieben. Das war ein Meilenstein in meinem Leben, denn ich wusste, dass sich die Wunde Phantomschmerzen nie schließen würde, wenn ich dagegen ankämpfe. Meine Bereitschaft, das Unerträgliche zu lieben, war der Wendepunkt. Ich habe neue Therapieformen ausprobiert und die Schmerzen soweit in den Griff bekommen, dass ich auf Medikamente gänzlich verzichten kann. 

Was ich hier beschreibe, ist exemplarisch für jeden von uns. Wir tragen viele Wunden mit uns herum. Schlimme und weniger schlimme, aber wir sind es selbst, die entscheiden, ob wir zum Opfer werden oder nicht. Es ist Deine Wahl. Jedes Mal aufs Neue. Und ich möchte kein Opfer, sondern kreativer Gestalter meines Lebens sein – ich gehe zum Licht.

Fazit

Wenn ich auf die letzten drei Jahrzehnte zurückblicke, dreht sich alles um die Frage aller Fragen: Wer bin ich eigentlich? Als Mensch mit Behinderung antworte ich: „Ich bin amputiert – ich bin behindert!“ Diese Antwort war nie richtig. Mein Körper ist der Ausdruck meiner Seele, ich bin nicht mein Körper, ich bin nicht amputiert und ich bin nicht behindert. Ich habe einen Körper, ich habe eine Amputation und ich habe unangenehme Gefühle, aber ich bin das nicht – ich bin viel größer! Seit ich so denke, wird Unerreichbares greifbar und vieles hat sich verändert: Ich bin frey.

Wenn du auch frey sein willst, wach auf und akzeptiere: Es gibt nirgendwo ein universelles Gesetz, welches besagt, wie ein Leben zu verlaufen hat. Du lebst? Dann beachte, solange du keinen Frieden mit deinem Schicksal findest, wirst du auch keinen vollständigen Frieden in dir erfahren.

Aus vielen Religionen und Bewusstseinsforschung kennt man, dass wir ja nicht nur diese Inkarnation sind, sondern unsere Ahnen mitleben. D.h. ich muss wohl in vorangegangenen Inkarnationen einige Lektionen nicht verstanden haben. Deshalb sehe ich meinen Unfall als einen fetten Tsunami, den ich wohl ahnengeschichtlich gebraucht habe. Was ich daraus gelernt habe:

Du veränderst dich nicht, indem du versuchst, anders zu sein. Du veränderst dich, indem du anerkennst, wer du wirklich bist.

Wäre dieser Blog Musik, dann würde er sich so anhören: Extreme Ways (Jason Bourne)| Moby

Teil 1: Ich bin frey
Teil 2: Selbstwert entwickeln – Ich bin frey #2

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Wenn du für dich ein wenig tiefer in das Thema einsteigen möchtest, habe ich ein paar inspirierende Fragen in meinem „5 Minutes Booster“ zusammengestellt.

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